Der Holocaust ist unter vielen Aspekten ausgeleuchtet und beschrieben worden. Jetzt erzählen die Enkel der Verfolgten diese Geschichte, blicken auf das Erleben ihrer Großeltern zurück, stellen Fragen, die ihre Eltern - die zweite Generation nach dem Holocaust - vielleicht so nicht gestellt hätten.
Arnon Goldfinger nähert sich dem Thema in seinem Dokumentarfilm „Die Wohnung“ auf ganz herkömmliche Weise. Als seine Großmutter im Alter von 98 Jahren in Tel Aviv stirbt, findet die Familie eine Wohnung randvoll mit allen möglichen Hinterlassenschaften vor, die sie so schnell wie möglich entsorgen will. Bis der Enkel und Filmemacher Arnon Goldfinger auf Dokumente stößt, die eine ganz andere Geschichte der Großeltern erzählen, von denen die eigene Mutter aber nichts wissen will. Arnon Goldfinger spürt den Hinweisen in den Dokumenten nach und entdeckt ein unglaubliches Geheimnis: „Während die Wohnung vor unseren Augen verschwindet, beginnen die Dokumente zu sprechen – enthüllen die Geschichte einer unglaublichen Freundschaft zwischen meinem Großvater Kurt Tuchler, ein jüdischer Richter und Zionist aus Berlin, und dem Kommandanten des SS-Judenreferats, Baron Leopold von Mildenstein. Sie beginnt mit einer gemeinsamen Reise des Nazis und des Zionisten nach Palästina, um eine Lösung für die ‚Judenfrage’ zu finden, und setzt sich bis heute fort.“
Seine Mutter weiß von dieser Geschichte nichts oder will nichts von ihr wissen, während Arnon Goldstein die Hintergründe akribisch recherchiert und dabei für die Familie unangenehme Fragen aufwirft. Er nimmt den Zuschauer auf seine schwierige Reise in die Familiengeschichte mit, tut das mit einer Unverfrorenheit, die sich deutlich von den Annäherungen der zweiten Generation unterscheidet.
Goldfinger bekam neben vielen anderen Auszeichnungen dafür den Bayrischen Filmpreis für den besten Dokumentarfilm.