Distanz und Nähe – Filmemacher und ihre Protagonisten
Das Verhältnis zwischen Filmemachern und ihren Protagonisten ist die Grundlage der Zusammenarbeit bei der Realisierung eines dokumentarischen Films. Wie gewinne ich Protagonisten für die Mitarbeit an meinem Film? Wie gewinne ich ihr Vertrauen? Wie schaffe ich zumindest eine tragfähige Beziehung, die eine Zusammenarbeit möglich macht. Oft ist das ein langer und mühsamer Prozess der Annäherung. Stefanie Gromes hat für Ihren Film „7 Tage Femen“ längere Zeit gebraucht, bis das Verhältnis zu den Frauen der Frauenrechtsorganisation Femen hergestellt war und sie drehen durfte.
Und sie hat schließlich auch bei einer Aktion aktiv mitgemacht. Wo sind die Grenzen von der dokumentierenden Filmemacherin zur mitmachenden Aktivistin? Und wie sind die Erwartungen - und Befürchtungen der Protagonistinnen?
Fünf Monate hat Nino Seidel den 31-jährigen Rami aus Syrien auf seiner Flucht nach Deutschland begleitet. Rami legte mehr als 4000 Kilometer zurück, passierte acht Grenzen. Daraus entstand das multimediale Projekt „Wir sehen uns in Deutschland“ „Das war und ist ein Drahtseilakt“, sagt Nino Seidel. „ es war von Anfang klar, ich kann und darf ihm auf der Flucht nicht helfen, soll nur Beobachter sein.“
Wo ist die Grenze, wo der Filmemacher zum Fluchthelfer wird? Kann er journalistischer Beobachter blieben und an welchem Punkt gebietet es die menschloichkeit, aktiv einzugreiefn und zu helfen?
Ein Projekt, in dem die Grenzen verschwimmen, Nähe und Distanz zwischen beobachtendem Journalisten und seinem Protagonisten immer wieder definiert werden müssen.
Aber wie ist das, wenn die Lebenswelten von Filmemacher und Protagonist extrem weit voneinander entfernt sind und von Vertrauen vielleicht nur kaum die Rede sein kann? Wie finden Filmemacher und Protagonisten trotzdem eine gemeinsame Basis, wie ist das Verhältnis von Vertrauen und Distanz? Und wie ist das Verhältnis "danach", wenn der Protagonist den fertigen Film sieht? Und wenn dieser sich kritisch mit dem Protagonisten auseinandersetzt?
Gerade ist der Dokumentarfilm „Versicherungsvertreter 2" in den Kinos gestartet, in dem der Dokumentarfilmer Klaus Stern ein zweites Mal Mehmet Göker und seinen umstrittenen Versicherungsvertrieb MEG porträtiert. Hat sich das Verhältnis zu seinem Protagonisten verändert?Wie ist das, wenn der Protagonist von "unserem Dokumentarflm" spricht?
„7 Tage Femen"
Der Film von Stefanie Gromes „7 Tage Femen“ ist zu sehen in der NDR-Mediathek
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/7_tage/7-Tage-FEMEN,sendung352218.html
http://www.ardmediathek.de/einslike/7-Tage/7-Tage-FEMEN/NDR-Fernsehen/Video?documentId=27370064&bcastId=14049104
Artikel zum Film:
http://www.zeit.de/feature/femen-feminismus-protest-fuer-frauenrechte
"Versicherungsvertreter":
Teil 2: http://www.versicherungsvertreter2-derfilm.de/
Teil 1: http://www.versicherungsvertreter-derfilm.de/
Der Film auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=OG_58kwEr74
https://de.wikipedia.org/wiki/Versicherungsvertreter_%E2%80%93_Die_erstaunliche_Karriere_des_Mehmet_G%C3%B6ker
"Wir sehen uns in Deutschland":
Informationen und Videos:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Ramis-Flucht-Interview-mit-Reporter-Nino-Seidel,fluchtprotokoll154.html